Die Stärken von KI-Übersetzungen scheinen offensichtlich: Bei geringen Preisen – oder sogar komplett gratis – erhalten Sie eine Übersetzung in Echtzeit, die Sie direkt verwenden können. Oder? In diesem Artikel schauen wir genauer hin und zeigen, welche Gefahren das Übersetzen mit KI bergen kann und wie Sie sich davor schützen.
Veränderung der Übersetzungslandschaft
Seit generative KI großflächig nutzbar geworden ist und Systeme wie ChatGPT, Google Gemini, Apple Intelligence, aber auch DeepL, auf mobilen Endgeräten problemlos laufen, hat sich auch die Arbeit von Übersetzern und Dolmetschern massiv verändert. Das betrifft nicht immer unbedingt die Auftragslage, aber durchaus die Gespräche mit (potenziellen) Kunden und deren Erwartungen sowie die eigene Arbeitsweise.
Während einige Kunden sich geringere Preise wünschen oder nur mehr selbst erstellte KI-Übersetzungen zur Nachbearbeitung einreichen möchten, gibt es andere, die explizit nach Humanübersetzungen fragen.
Der kanadische Übersetzer Joachim Lépine teilt in einem Podcast, dass er Vorteile von KI darin sieht, Dienstleistungen zu bündeln und mehr Angebote bereitzustellen. Außerdem könne anhand der Möglichkeiten von KI-Übersetzungen heutzutage besser entschieden werden, welche Dokumente wirklich von menschlichen Profis übersetzt werden müssen – und für welche es genügt, wenn die KI einen Überblick erstellt. Doch andere Übersetzer und Dolmetscher stehen der KI skeptischer gegenüber.
KI als Gefahr: Nur ein Bluff von Sprachdienstleistern?
Möglicherweise wird das Warnen vor den Gefahren der KI also als Möglichkeit gesehen, die althergebrachten Dienstleistungen zu schützen? Nun, nein: Obwohl das im Einzelfall so sein könnte, ist grundsätzlich zu sagen, dass mit KI eben nicht alles möglich ist, was man sich vorstellt (oder aus Filmen kennt):
- Je nach Fachgebiet und Sprachkombination sind die Ergebnisse öffentlich zugänglicher KI-Systeme mit integrierter Übersetzungsfunktion sehr unterschiedlich und teils unbrauchbar.
- Bei großen Datenmengen, langen Texten oder vielen Anfragen geraten die Systeme schnell an ihre Limits. So entstehen teils doch lange Wartezeiten.
- Die KI-Ergebnisse sind nicht geprüft, daher garantiert niemand für die Qualität oder Richtigkeit der Übersetzung.
- Je nach Einstellung können Ihre Eingaben genutzt werden, um das System weiter zu trainieren. Für sensible Daten ein No-Go!
- Die Übersetzung klingt möglicherweise generisch, langweilig und uninspiriert. Ihre Unternehmenssprache wird nicht genutzt und Sie verlieren an Wiedererkennungswert.
Die Software arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten und dem Input des Nutzers.
So nutzen gute Übersetzer KI-Tools
Um zu verstehen, wann KI auch in Ihrem Unternehmen sinnvoll eingesetzt werden kann, schauen wir an dieser Stelle, welche Aufgaben bereits jetzt an die Maschine ausgelagert werden können:
Für Übersetzer und Dolmetscher selbst gilt, dass sie technisch am Ball bleiben müssen: Durch die kluge Nutzung von KI können sie zielgerichteter recherchieren, Aufgaben und Aufträge planen oder Terminologiearbeit betreiben. Das betonte Annika Mattes, 2. Vorsitzende des BDÜ-Landesverbands NRW bei einem spannenden Twitch-Talk der ARD zum Thema „Klaut KI unsere Jobs?!“.
Auch diese Aufgaben werden teilweise an die KI ausgelagert:
- Ideenfindung oder erste Textentwürfe, das gilt auch für die Neuschaffung (mehr zur Content-Erstellung mit KI schreibt Deborah Kliebhan hier)
- Terminologiemanagement
- Erstellung & Optimierung von Untertiteln
- Lektorat, z. B. unter bestimmten Gesichtspunkten wie amerikanisches Englisch oder fachsprachliche Begriffe
- Kundenmeetings transkribieren und zusammenfassen
Wichtig ist dabei immer, dass die Arbeitsergebnisse kritisch geprüft werden. Stimmen Zahlen oder Daten, die ausgegeben werden? Entsprechen Sprache und Tonalität dem, was sich Übersetzer und Kunde vorstellen? Ist die gewünschte Terminologie verwendet worden? Hier müssen Sprachdienstleister genau hinschauen und überprüfen, welche Aufgaben sich verlässlich auslagern lassen und für mehr Effizienz und Qualität sorgen – und welche nicht. Die Entscheidung für oder gegen die Arbeit mit einer bestimmten KI fällt meist in Bezug auf die persönliche Arbeitsweise. Doch unabhängig von Fachgebiet, Sprache und Leistungsumfang gilt: Ganz ohne Technik arbeitet heute kaum noch ein Übersetzer und auch „klassische“ Programme wie Trados sind mittlerweile KI-fähig.
Sollte ich eine KI-Übersetzung beauftragen?
Fest steht: Was KI heute kann, ist beeindruckend. Die Systeme werden laufend weiterentwickelt und mit neuen Daten trainiert. Einige Übersetzungen werden künftig möglicherweise tatsächlich regelmäßig und ausschließlich mit (hauseigenen und dafür trainierten) Systemen angefertigt. Für andere Sektoren hingegen ist menschliche Kreativität und Erfahrung weiterhin gefragt. Das betrifft nicht nur das gern zitierte Literaturübersetzen, sondern auch Bereiche wie Marketing, Verhandlungsdolmetschen oder die Arbeit mit Patenten – oder Patienten (hier erfahren Sie mehr über das Dolmetschen und Übersetzen im Gesundheitswesen).
Bei uns haben Sie die Möglichkeit, eine Neuronale Maschinelle Übersetzung (NMÜ) in Auftrag zu geben. Alternativ können Sie auch eine Hybrid-Übersetzung wählen oder eine reguläre Übersetzung durch einen menschlichen Übersetzer. Je nach gewünschter Sprachkombination und dem späteren Verwendungszweck der Dokumente kann mal die eine, mal die andere Dienstleistung sinnvoller sein. Bei LEGINDA haben Sie die Kontrolle darüber, welcher Service zum aktuellen Auftrag passt. Dabei nutzen wir Ihre Terminologie, damit auch eine NMÜ gut und „nach Ihnen“ klingt. Lassen Sie uns gern darüber sprechen, wie Terminologie Übersetzungen verbessert und wie auch Sie ein effizientes Terminologie-Management etablieren!
