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Unterschiedliche Schriftsysteme: Groß- und Kleinschreibung im internationalen Vergleich

Groß- und Kleinschreibung ist für viele selbstverständlich – zumindest, solange man mit lateinischen Schriften arbeitet. Doch beim Blick über den sprachlichen Tellerrand wird schnell klar: Nicht alle Schriftsysteme machen überhaupt einen Unterschied zwischen Groß- und Kleinbuchstaben. Für Übersetzerinnen und Übersetzer bedeutet das: Feinfühligkeit und Regelkenntnis sind gefragt, insbesondere beim Wechsel zwischen Sprachen mit unterschiedlichen Schriftnormen. In diesem Beitrag beleuchten wir, welche Schriftsysteme Groß- und Kleinschreibung kennen, in welchen Sprachen diese systematisch eingesetzt wird – und warum das für hochwertige Übersetzungen so wichtig ist.

Verschiedene Schriftsysteme: Alphabetisch, syllabisch, logographisch

Um die Unterschiede und Herausforderungen beim Übersetzen besser zu verstehen, schauen wir uns zunächst die Grundformen von Schriftsystemen an:

  • Buchstabenschrift (Alphabetschrift): Besteht aus Graphemen (Buchstaben), die Laute (Phoneme) repräsentieren.
    Beispiele: Deutsch, Englisch, Russisch, Griechisch
  • Silbenschrift: Bildet mit Graphemen (Syllabaren) ganze Silben ab. Ein Zeichen steht für eine lautliche Einheit.
    Beispiele: Cherokee, Linear A & Linear B (Kreta), Japanisches Kana (unechte Silbenschrift)
  • Wortschrift: Logografische Schriften nutzen Grapheme (Logogramme), die ganze Wörter oder Bedeutungseinheiten darstellen.
    Beispiele: Chinesisches Hanzi, ägyptische Hieroglyphen

Groß- und Kleinschreibung: Nur in Alphabetschriften üblich

Die Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibung ist fast ausschließlich alphabetischen Schriftsystemen vorbehalten. In logographischen oder silbischen Schriftsystemen gibt es keine entsprechenden Varianten.

Sprachen mit Groß- und Kleinschreibung (Beispiele):

  • Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch (Lateinisches Alphabet)
  • Griechisch (Griechisches Alphabet)
  • Russisch, Ukrainisch, Bulgarisch (Kyrillisches Alphabet)

Das griechische Alphabet (benannt nach den ersten beiden Buchstaben Alpha – α und Beta – β) ist die „Mutter“ des lateinischen, kyrillischen, armenischen oder koptischen Alphabets.

Großbuchstaben nennt man fachsprachlich Majuskeln, Kleinbuchstaben Minuskeln.

Sprachen ohne Groß- und Kleinschreibung (Beispiele):

  • Arabisch (Alphabetisch, aber keine Großbuchstaben)
  • Hebräisch (Ebenso keine Großbuchstaben)
  • Japanisch (Silbenschrift + Kanji – keine Groß- und Kleinschreibung)
  • Chinesisch (Logographisch – keine Groß- und Kleinschreibung)
  • Thailändisch (Alphabetisch, aber keine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben)

Unterschiede zwischen Sprachen mit Groß- und Kleinschreibung

Selbst wenn zwei Sprachen das lateinische Alphabet verwenden, können sich die Regeln zur Großschreibung stark unterscheiden. Die bloße Existenz von Majuskeln und Minuskeln in einer Schrift ist also nicht entscheidend für ihre weitere Nutzung. Gerade auch sprachliche Entwicklungen im Laufe der Jahrhunderte können Veränderungen mit sich bringen.

Drei Beispiele:

  • Deutsch
    • Großschreibung ist grammatikalisch relevant
    • Alle Substantive werden großgeschrieben (z. B. das Haus, die Hoffnung)
    • Auch Satzanfänge, Eigennamen, Anreden: Sehr geehrte Damen und Herren
  • Englisch
    • Nur Eigennamen, Satzanfänge und bestimmte Titel werden großgeschrieben (z. B. London, President Lincoln)
    • Substantive im Allgemeinen werden kleingeschrieben: the house, the hope
  • Französisch
    • Ähnlich wie im Englischen – allerdings noch restriktiver
    • Nationalitäten werden kleingeschrieben (un auteur allemand)
    • Monats- und Wochentagsnamen bleiben klein (lundi, mars)

Diese Unterschiede sind nicht nur stilistisch, sondern auch grammatisch bedeutsam – insbesondere im Deutschen. Eine fehlerhafte Großschreibung kann den Lesefluss stören oder sogar die Bedeutung eines Wortes verändern:

  • „Der Gefangene floh“
  • „Der gefangene Floh“

Herausforderung für Übersetzer: Mehr als nur ein Buchstabe

Für Übersetzerinnen und Übersetzer ist die richtige Anwendung der Groß- und Kleinschreibung keine bloße Formsache. Sie gehört zur stilistischen, grammatikalischen und kontextuellen Anpassung an das Zielpublikum.

Einige Herausforderungen im Alltag:

  • Übernahme von Eigennamen: Müssen sie im Zieltext angepasst werden? (Beispiel: the Federal Ministry of FinanceBundesministerium der Finanzen)
  • Technische Begriffe: Werden sie groß- oder kleingeschrieben? (z. B. der Algorithmus, machine learning)
  • Kulturelle Unterschiede: Wie wird mit Anredeformen oder Feiertagen umgegangen?

Hinzu kommt: Wer aus einer Sprache ohne Groß- und Kleinschreibung (z. B. Chinesisch, Japanisch oder Arabisch) ins Deutsche oder Englische übersetzt, muss kontextabhängig entscheiden, ob und wie ein Wort großgeschrieben werden muss. Hier ist sprachliches Fingerspitzengefühl und fundiertes Regelwissen gefragt.

Gerade bei so scheinbar kleinen, aber wirkungsvollen Details wie der Groß- und Kleinschreibung zeigt sich: Sprachkompetenz bedeutet mehr als nur Wortschatz und Grammatik. Es geht auch um Stilsicherheit und kontextuelle Richtigkeit – und diese können nur Muttersprachler zuverlässig gewährleisten.

Deshalb setzen wir bei LEGINDA konsequent auf:

  • das Muttersprachenprinzip: Ihre Texte werden von professionellen Übersetzerinnen und Übersetzern bearbeitet, die in der Zielsprache zu Hause sind.
  • das Ziellandprinzip: Die Texte werden nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell an die Gepflogenheiten des jeweiligen Landes angepasst. Die Übersetzer leben im Land, in dessen Sprache sie übersetzen.

So stellen wir sicher, dass auch die Feinheiten der Groß- und Kleinschreibung korrekt umgesetzt werden – unabhängig davon, wie komplex die Ausgangssprache ist.

Benötigen Sie eine professionelle Übersetzung, bei der jedes Detail zählt – auch die richtige Groß- und Kleinschreibung? Kontaktieren Sie uns noch heute – wir beraten Sie gerne und sorgen dafür, dass Ihre Inhalte in jeder Sprache den richtigen Ton treffen.

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