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Künstliche Sprachen: Sprachen erfinden

Rund 7.000 Sprachen werden auf unserer Erde gesprochen. Manche von ihnen von sehr vielen Sprechern, andere von einer sehr kleinen Sprechergemeinschaft. Zahlreiche Minderheitensprachen sind sogar vom Aussterben bedroht. Die Anzahl natürlicher Sprachen nimmt also ab – gleichzeitig entstehen aber auch neue Sprachen: künstliche Sprachen. Dabei werden nicht nur wahllos Laute oder Silben aneinandergereiht, sondern ganze Grammatiken geschaffen.

Warum brauchen wir künstliche Sprachen?

Viele der neu geschaffenen Sprachen werden für Film- und Fernsehproduktionen genutzt. Die Zuschauer sollen nicht nur optisch, sondern auch akustisch in fremde Welten geführt werden. Für die Verfilmung der Buchreihe „Das Lied von Eis und Feuer“ des amerikanischen Schriftstellers George R. R. Martin, „Game of Thrones“, wurde nicht nur eine Sprache neu erfunden, sondern gleich mehrere. Hochvalyrisch und Dothraki sind dabei die am feinsten ausgearbeiteten Beispiele, die der Linguist David J. Peterson in die Produktion einbrachte. Sie haben nicht nur eine eigene Grammatik, sondern zu den Sprechern und ihrer Herkunft passende Laute und Sprichwörter.

Auch für die Videospielreihe „Die Sims“ wurde eine eigene Sprache geschaffen. Allerdings stehen offenbar nur wenige Begriffe fest – der Großteil der „Dialoge“ in den Spielen ist improvisiert und sollte lediglich nicht so klingen, wie bekannte Sprachen. Auch für „World of Warcraft“, oder „The Elder Scrolls“ wurden eigene Sprachen (oder Ansätze dafür) kreiert.

Die meisten künstlichen Sprachen werden also heute für Fantasy und Science Fiction erschaffen. In der Vergangenheit gab es aber verschiedene Gründe, neue Sprachen zu erfinden – sei es als Plansprache, formale Sprache oder Geheimsprache bestimmter Gruppen.

Hochvalyrisch können geneigte Zuschauer sogar selbst erlernen: in der Sprachlern-App Duolingo. Gleiches gilt übrigens für die von Mark Okrand geschaffene Sprache Klingonisch aus dem „Star Trek“-Universum.

Wie entsteht eine neue künstliche Sprache?

Auch Autor und Sprachwissenschaftler J. R. R. Tolkien schuf mehrere Sprachen. Als Linguist war das sogar sein Hauptanliegen – die Welt um „Der Herr der Ringe“ entwickelte er quasi um die Sprachen herum. Für die Kreation neuer Sprachen gibt es zwei Ansätze: apriori und aposteriori (also wie in der Philosophie).

Bei apriorischen Sprachen werden eine völlig neue Grammatik und neues Vokabular erfunden. Es werden keine Wörter bereits existierender Sprachen übernommen.

Es gibt aber auch aposteriorische Sprachen, beispielsweise die Plansprache Esperanto. Dabei werden Begriffe erschaffen oder übernommen, die Vokabeln aus anderen Sprachen ähneln. Grundsätzlich ist auch eine Mischform aus beidem denkbar.

Laut David J. Peterson beginnt eine neue Sprache mit dem Gedanken an die (fiktiven) Sprecher: Wer sind sie? Unter welchen Umständen leben sie? Welche Laute passen zu ihnen und ihrer Umwelt? Für Okrand, den Schöpfer des Klingonischen bedeutete das: Er wählte für diese Sprache Eigenschaften aus, die bei „irdischen“ Sprachen selten vorkommen. Die Wortstellung im Satz ist daher Objekt – Prädikat – Substantiv. Adjektive werden wie Verben behandelt und es gibt eine Art Baukastensystem mit Vor- und Nachsilben.

Geklärt werden muss auch, wie die Sprache geschrieben wird – mal kreiert der Erschaffer auch ein eigenes Schriftsystem mit Buchstaben, mal wird die künstliche Sprache anhand der Laute ins lateinische Alphabet transkribiert.

Wem gehört eine künstliche Sprache?

Auch für künstliche Sprachen gibt es ein Urheberrecht. Das bedeutet beispielsweise, dass nicht jeder diese Sprachen für seine Zwecke verwenden darf. Möchte also jemand anders Tolkiens Sprachen für Elben oder Zwerge in seinem eigenen Werk nutzen, geht das nur mit entsprechender Genehmigung. So wird beispielsweise im Videospiel „Der Herr der Ringe: Gollum“ das Sindarin als Elbensprache eingebaut. Die Spieler, die 10 Euro mehr für eine besondere Ausgabe des Spiels zahlen, erhalten dafür eine erweiterte Sprachausgabe auf Elbisch, um auch akustisch noch tiefer in die Welt eintauchen zu können.

Doch neue Wörter können daher nur bedingt in die bestehenden künstlichen Sprachen aufgenommen werden. Deswegen eigenen sie sich auch nur bedingt dafür, sie im Alltag anzuwenden – auch wenn Fans bemüht sind. Schließlich passt das Vokabular zur jeweiligen Welt und zu den Lebensumständen der fiktiven Sprecher, die nicht unbedingt mit unserer Lebenswirklichkeit übereinstimmen.

In künstliche Sprachen übersetzen

Wer eine Liebeserklärung auf Valyrisch, einen klingonischen Gruß oder ein elbisches Sprichwort übersetzen lassen möchte, findet im Internet zahlreiche Möglichkeiten dafür. Einige Webseiten haben Online-Übersetzer geschaffen, andere sammeln einzelne Wörter oder Phrasen. Für Tolkiens Elbensprachen existieren gedruckte Wörterbücher und auch andere fiktive Sprachen werden gesammelt und kategorisiert. Und ja: Wer schon immer einmal Hamlet auf Klingonisch lesen wollte, kann das Buch „Der Klingonische Hamlet“ erwerben und das Shakespeare-Drama auf ganz neue Art erleben.

Wir übersetzen Ihre Dokumente zwar nicht ins Klingonische, ins Sindarin oder aus dem Hochvalyrischen, aber in und aus 40 anderen Sprachen. Sprechen Sie uns also gerne an oder legen Sie Ihren Auftrag direkt in unserem Online-Portal an.

Quellen:

Eurogamer: „Der Herr der Ringe Gollum: Wie umfangreich ist der Elben-DLC der Precious Edition?“, unter https://www.eurogamer.de/der-herr-der-ringe-gollum-ist-fertig-precious-edition-lasst-euch-mit-elbischer-sprache-spielen, zuletzt abgerufen am 24.04.2023.

Neue Zürcher Zeitung: „Weshalb 1,2 Millionen Menschen eine Sprache aus «Game of Thrones» lernen, die in der Realität gar nicht existiert“, unter https://www.nzz.ch/panorama/game-of-thrones-weshalb-millionen-hochvalyrisch-lernen-ld.1483117, zuletzt abgerufen am 17.04.2023.

Planet Wissen / WDR: „Warum gibt es so viele Sprachen?“, unter https://www.ardmediathek.de/video/planet-wissen/warum-gibt-es-so-viele-sprachen/wdr/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTg4MDI5MGUxLTU5MWMtNDA2Ni05NTJmLTNjYTYyMDE0M2JlNw, zuletzt abgerufen am 17.04.2023.

Zeit Online: „Esperanto, Dothraki, Klingonisch – wie erfindet man eine Sprache?“, unter https://www.zeit.de/wissen/2023-04/fiktionale-sprachen-david-peterson-jessie-sams-wissen-podcast, zuletzt abgerufen am 17.04.2023.

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