Mit Sprache spielen: Substantive verändern

Mit Sprache spielen: Sprache ist so unheimlich interessant, weil mit scheinbar kleinen Dingen große Veränderungen entstehen können, ähnlich wie beim Schmetterlingseffekt. Oft kann durch das Austauschen eines Buchstabens oder Lautes eine neue Bedeutung kreiert werden – oder die Verständigung erschwert. Ob „Blatt“ oder „platt“ – hier entstehen im Kopf unterschiedliche Bilder, der Satz wird durch den Austausch meist unverständlich. Und das, obwohl das b und das p ganz ähnlich gesprochen werden, nämlich mit beiden Lippen.

Der Austausch von Buchstaben oder Lauten ist gerade in der Lyrik wichtig, entstehen so doch Reime. Das ist aber nicht die einzige Möglichkeit, andere Wörter und sogar andere Bedeutungen zu erschaffen. Im Deutschen lassen sich Substantive verändern, sie müssen sogar verändert werden. Oft sind für den Plural Anpassungen nötig und je nach Kasus variiert die Wortendung. Für Nicht-Muttersprachler gehört die Deklination von Substantiven zu den schwierigsten Bereichen der deutschen Sprache.

Kleiner oder größer durch Wortendungen

Schneller geht es bei der Verniedlichungsform, dem Diminutiv. Aus dem großen Brot wird mit der Endung „-chen“ (und einer Veränderung im Vokal) ganz schnell ein Brötchen. Schneewittchen hat sowohl vom kleinen Zwergentellerchen gegessen als auch im winzigen Bettchen geschlafen. Das Gegenteil vom Diminutiv ist der Augmentativ, die Vergrößerungsform eines Substantivs. Die Nutzung ist im Deutschen eingeschränkt und lässt sich nicht auf jedes Substantiv anwenden, im Italienischen funktioniert das Vergrößern jedoch sehr gut.
Tortellini sind die kleinen gefüllten Nudeln, Tortelloni die großen und eine vergleichsweise kleine „tromba“ (Trompete) wird sprachlich schnell zur „trombone“, der Posaune.

Wer ärgert, der ändert

Mit Wortendungen (und -anfängen) lässt sich aber auch spielen. Besonders gut funktioniert das mit substantivierten Verben. Weicht man hier von der Standardendung ab, ergeben sich oft neue Möglichkeiten für die Nutzung von Wörtern.

„Die Fahrt ist ziemlich lang.“

„Die Fahrerei nervt mich jedes Mal.“

Wer sich ärgert, kann das also auch durch die Wortendung kundtun. Egal, ob „Fahrerei“, „Heulerei“ oder „Tanzerei“ – mit der Endung „-(er)ei“ lässt sich Missfallen schnell ausdrücken. Das funktioniert auch am Wortanfang mit „Ge-„: „Gefahre“, „Geheule“ oder „Getanze“.

Nicht alle Wortendungen sind auch in der Schriftsprache gern gesehen, aber mit etwas Kreativität ist Sprache sehr flexibel und verzeiht auch unübliche Anwendungen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert