Wenn Flüchtlinge trotz Grexit rumoxidieren

„Flüchtlinge“ ist das aktuelle Wort des Jahres. Das hat die Gesellschaft für deutsche Sprache bereits am 11. Dezember bekanntgegeben. Doch was genau bedeutet es, dass ein bestimmtes Wort zum Wort des Jahres erklärt wird? Wichtig ist dabei nicht die Häufigkeit, in der das Wort verwendet wird, sondern seine Popularität. Es wird stets ein Wort gewählt, das für das laufende Jahr besonders bezeichnend ist. Zur Entscheidung für „Flüchtlinge“ ist es aus gleich zwei Gründen gekommen: Erstens beschreibt der Begriff ein Thema, das das komplette Jahr beherrscht hat. Zweitens befand die Gesellschaft für deutsche Sprache aber auch die sprachliche Seite für interessant: Denn oft ist es so, dass Wörter, die auf „-ling“ enden, einen negativen Beigeschmack haben – ein Beispiel ist der „Eindringling“. Ebenfalls spiegelt die Silbe „-ling“ oft eine passive Komponente wider, wie beispielsweise bei „Schützling“.

Auf die Plätze zwei und drei schafften es 2015 die Wendung „Je suis Charlie“ sowie der „Grexit“. Die weiteren Positionen: Selektorenliste, Mogel-Motor, durchwinken, Selfie-Stab, Schummel-WM, Flexitarier und „Wir schaffen das!“. Die Liste ist also tatsächlich eine Art Jahreschronik – und das bereits seit rund 40 Jahren. Solange schon wählt die Gesellschaft für deutsche Sprache das Wort des Jahres. Das erste Wort des Jahres war übrigens „aufmüpfig“ 1971; erst seit 1977 gibt es eine jährliche Wahl.

Das Wort des Jahres ist nicht die einzige Ehrung, die Begriffen der deutschen Sprache zuteilwerden kann. Der Langenscheidt-Verlag bestimmt seit 2008 das Jugendwort des Jahres – 2015 hat der „Smombie“ gesiegt. Dieses Kofferwort setzt sich aus den Begriffen „Smartphone“ und „Zombie“ zusammen und beschreibt eine Person, die nur auf ihr Smartphone, nicht aber auf ihre Umwelt achtet. Auf den Plätzen gelandet sind „merkeln“ sowie „rumoxidieren“.

Erst im Januar wird offiziell das Unwort des Jahres gekürt – also ein Begriff, der als unangemessen oder inhuman empfunden wird. Sieger 2014 war die „Lügenpresse“.

Übrigens werden nicht nur in Deutschland Begriffe offiziell geehrt. Unter anderem küren auch Österreich, die Schweiz, Lichtenstein, Frankreich und das Vereinigte Königreich ein Wort des Jahres. In letztgenanntem Fall gab es in diesem Jahr eine Besonderheit: Erstmals hat die Oxford University Press nicht ein Wort, sondern ein Emoji zum Sieger erklärt. Das offizielle „UK Word of the Year 2015“ ist also ein lachendes Gesicht mit Freudentränen.

Quellen und weiterführende Links:

http://gfds.de/wort-des-jahres-2015/

http://www.jugendwort.de/

http://www.unwortdesjahres.net/

http://blog.oxforddictionaries.com/2015/11/word-of-the-year-2015-emoji/

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