Kinderbücher übersetzen: Von Bildern und Reimen

Übersetzer müssen bei ihrer Arbeit nicht nur den Ausgangstext, also das Original, im Blick behalten, sondern natürlich auch ihre zukünftigen Leser in der Zielsprache. Bei Kinder- und Jugendbüchern sind die „Leser“ manchmal noch gar keine, sondern noch Zuhörer – ja, fast schon Zuschauer eines Schauspiels der Eltern. Doch auch, wenn Kinder älter werden und selbst lesen können, haben sie besondere Erwartungen an die Bücher, die sie lesen. All dem müssen Übersetzer für Kinder- und Jugendliteratur Rechnung tragen – und haben sich dabei ganz eigenen Herausforderungen zu stellen. Worauf man achten muss, wenn man Kinderbücher übersetzen will, das erfahren Sie hier.

Kinder: Eine anspruchsvolle Zielgruppe

Kinder und Jugendliche beginnen ihr Leseleben mit nur wenig Leseerfahrung: wahrscheinlich wurde ihnen als Kleinkind vorgelesen, doch nun starten sie selbst – und vielleicht alleine und unabhängig – eine Lesereise. Sie wissen, wie Bücher funktionieren, dass sie manchmal in eigene Welten entführen und uns am Schluss wieder freigeben – sofern wir nicht wie Bastian in die „Unendliche Geschichte“ reisen und fast unsere Heimat vergessen.

Aber Kinder müssen auch noch viel lernen, denn ihnen fehlt Lebenserfahrung und manchmal auch das Verständnis für gewisse Vorgänge. Sie sind stark durch ihr Umfeld, ihre Kultur, ihre Sprache geprägt und können manchmal noch nicht so leicht davon Abstand nehmen, wie es Erwachsene können.

Übersetzer für Kinder- und Jugendbücher müssen ihre Zielgruppe daher genauso gut kennen wie andere Übersetzer auch und wissen, welche Begriffe sie wie übersetzen müssen, damit sie die richtigen Bilder und Assoziationen in den Köpfen ihrer jungen Leser hervorrufen. Dazu gehören oft auch Namen, die besonders in Kinderbüchern oft „sprechend“ sind und eine Botschaft tragen (mehr dazu hier: Namen übersetzen).

Kinderbücher übersetzen: Zusammenspiel aus Text und Bild

Gerade Bücher für Kleinkinder enthalten oft mehr Bild als Text. Das kann manchmal sogar an Comics erinnern, denn auch in Kinderbüchern gibt es oft Sprechblasen und Wörter aus der Umgangs- und Alltagssprache: „Aah“, „puh“ oder „oh oh“ sind keine Seltenheit, denn hiermit wissen Kinder meist etwas anzufangen.

Im Gegensatz zu reinen Textübersetzungen ohne Illustrationen müssen Übersetzer bei Bilderbüchern (und auch bebilderten Büchern) auf beide Ebenen achten: Wort und Bild müssen Hand in Hand gehen, denn die Geschichte wird durch beide gleichermaßen erzählt. Das bedeutet oft auch, dass nur begrenzter Platz für die Übersetzung zur Verfügung steht, denn dieser ist durch Freiraum in der Illustration vorgegeben.

Besondere Schwierigkeit: Reime

Nicht nur wenig Text ist charakteristisch für Bücher für Kleinkinder: auch Reime finden sich hier häufig. So lernen sie spielerisch Sprache, können sich Texte besser merken und haben Spaß am Zuhören. Doch für Übersetzer ist das herausfordernd, denn – anders als bei klassischen Poesieübersetzungen, die ohnehin schon anspruchsvoll sind – müssen auch der vorhandene Platz und zur Illustration passender Text beachtet werden.

Tatsächlich könnte es auch vorkommen, dass ein ursprünglich in Reimform geschriebenes Buch sich in der Zielsprache nicht mehr reimt. Schließlich hängen Reime auch von den Möglichkeiten der jeweiligen Sprache ab.

Wie wird man Kinderbuchübersetzer?

Eine eigene Ausbildung oder einen bestimmten Studiengang für Kinderbuchübersetzer gibt es nicht. Einen Startpunkt kann aber der Master-Studiengang „Literaturübersetzen“ an der Universität Düsseldorf oder „Literarisches Übersetzen“ der Ludwig-Maximilians-Universität München  sein. Doch auch grundständige Studiengänge für Dolmetscher und Übersetzer oder Ausbildungen bieten einen guten Einstieg in den Beruf. Viele Übersetzer sind auch Quereinsteiger.

Mehr über das Berufsbild Übersetzer: Übersetzer als Beruf

Übersetzer für Kinder- und Jugendbücher arbeiten meist freiberuflich, wie ohnehin viele Übersetzer. Wie Literaturübersetzer – denn dazu zählen Übersetzer von Kinder- und Jugendbüchern auch – bei der Akquise vorgehen können, zeigt der  VdÜ (Verband deutschsprachiger Übersetzer/innen literarischer und wissenschaftlicher Werke e. V.):  Für Berufsanfänger. Literaturübersetzen – ein freier Beruf.

Preise für Kinder- und Jugendbuchübersetzungen

Ähnlich wie auch in anderen Übersetzungssparten können auch Übersetzer von Kinder- und Jugendbüchern Preise erhalten oder sich für Stipendien bewerben. Bei Stipendien gibt es in der Regel Ziele, die durch die Förderung erreicht werden sollen, beispielsweise die Übersetzung eines unbekannten Werks oder aus einer bestimmten Sprache. Manchmal ist mit einem Stipendium auch eine Zusammenarbeit mit namhaften Übersetzern oder die Arbeit an einem bestimmten Ort (Aufenthaltsstipendium) vorgesehen.

Auch bereits bestehende Übersetzungen können gewürdigt werden: Es gibt zahlreiche Übersetzerpreise, die teils speziell für Kinder- und Jugendbücher ausgeschrieben sind. Das Preisgeld variiert stark und ist vom jeweiligen Träger abhängig.

Teilweise ist eine Eigenbewerbung möglich, in anderen Fällen werden die Preisträger oder Stipendiaten auf Vorschlag, beispielsweise durch eine Jury, ausgewählt.

Eine Übersicht über Preise, Stipendien und Ausschreibungen bieten diese Seiten:

Kinderbuchübersetzung beauftragen

Um ein Kinderbuch übersetzen zu lassen, arbeiten Verlage oft direkt mit Autoren zusammen. Wer jedoch ein eigenes Projekt in mehreren Sprachen verfügbar machen will, kann diese Übersetzung auch regulär – wie andere Übersetzungsarten – bei Leginda beauftragen.

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