Namen übersetzen: Darauf muss ein Übersetzer achten

Unsere Bundeskanzlerin heißt Angela Merkel, der Präsident Frankreichs heißt Emmanuel Macron und der chinesische Präsident heißt Xi Jinping. Aber Moment – heißt der chinesische Präsident nicht 習近平? „Xi Jinping“ ist lediglich unsere Umschrift für seinen chinesischen Namen und die ist keineswegs auf der ganzen Welt identisch. Worauf müssen Übersetzer achten, wenn sie Namen übersetzen?

Eigennamen zu übersetzen ist nämlich nicht ganz einfach und wird auch innerhalb eines Landes nicht zwingend einheitlich gehandhabt. Übersetzer haben es hier aus mehreren Gründen besonders schwer. Die Schwierigkeiten betreffen nicht nur Namen selbst, sondern auch Titel und andere Ehrenbezeichnungen.

Schwierigkeiten beim Übersetzen von Eigennamen

Namen von (realen oder fiktiven) Personen, Städten oder Ländern entstehen meist in einer bestimmten Sprache und Region. Nicht überall auf der Welt werden die gleichen Schriftzeichen benutzt und auch Laute und Betonung unterscheiden sich regional.

Der Vorname „Peter“ wird im Deutschen und Englischen zwar gleich geschrieben, aber unterschiedlich ausgesprochen. In Frankreich würde der Herr aber „Pierre“ heißen, in Italien „Pietro“, in slawischen Sprachen „Piotr“ und in Skandinavien kann man mit einem „Peer“ oder „Pär“ rechnen. Die Romanfigur „Peter Pan“ heißt aber trotzdem in den meisten Sprachen weiterhin „Peter Pan“ und nicht etwa Pierre oder Piotr Pan. Das haben Übersetzer so entschieden.

Es gibt aber auch Bücher, in denen Eigennamen übersetzt wurden und werden. Manchmal generell – in anderen Fällen sehr ausgesucht. Das betrifft heutzutage besonders häufig Fantasy- und Science-Fiction-Literatur, da die Namen von Figuren oder Orten dort häufig eine sprechende Bedeutung haben. Auch in Computerspielen wie „World of Warcraft“ gab es 2007 die Entscheidung, alle Eigennamen mit Bedeutung fortan zu übersetzen. Das hat nicht allen Spielern gefallen, mittlerweile haben sich die meisten aber daran gewöhnt.

Namen übersetzen: Wörtlich übersetzen oder Aussprache beachten?

Neben der Bedeutung ist bei einer gelungenen Übersetzung von Eigennamen auch der Klang entscheidend. Die lateinische Umschrift „Xi Jinping“ orientiert sich am Wortklang, nicht an der Bedeutung. Einige der verwendeten Buchstaben sind aber beispielsweise im Türkischen ganz unüblich, weswegen der chinesische Präsident dort oft „Şi Cinping“ geschrieben wird. Namen haben im Chinesischen – und auch in vielen anderen Sprachen – überdies eine Bedeutung, die aber bei der Übertragung in andere Sprachen verloren geht.

Lernen Chinesen eine Fremdsprache, geben sie sich übrigens oft einen Namen in ebendieser Sprache. Das hilft nicht nur beim Lernen, sondern macht es auch – beispielsweise bei einem Auslandsstudium – einfacher, angesprochen zu werden, schließlich sind anderen die chinesischen Namen und Bedeutungen oft fremd. Manchmal orientieren sie sich dabei am Klang ihres eigentlichen Vornamens, in anderen Fällen übersetzen sie die Bedeutung. Wer also einem chinesischen „Dieter“ oder einer „Vivien“ begegnet, hat es meist mit einem dieser selbst gewählten Namen zu tun.

Auch bei Namen aus dem Russischen muss aufgrund der anderen Schrift, dem Kyrillischen, eine Lösung gefunden werden: Namen, die im Deutschen eher mit einem „j“ geschrieben werden, enthalten im angelsächsischen Raum oft ein „y“, ein geschriebenes „j“ würde nämlich anders ausgesprochen. Beispiele dafür sind die gängigen Koseformen russischer Vornamen Anja / Anya, Katja / Katya, Sonja / Sonya oder Tanja / Tanya.

Geografische Namen übersetzen

Nicht nur Personennamen müssen manchmal übersetzt werden: Schaut man sich die Weltkarte an, fallen auf den ersten Blick einige Länder und Städte auf, die bei uns eindeutig eingedeutschte Namen haben. Das „Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland“ ist schließlich zweifelsfrei eine deutsche Bezeichnung für „United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland“. Hier haben sich meist bestimmte Bezeichnungen über die Jahre etabliert, sodass Übersetzer sich an die gängigen Namen halten.

Kompliziert wird es immer dann, wenn Umbenennungen stattfinden oder Städte, Flüsse oder Gebiete in den Fokus der Öffentlichkeit rücken: Hier dauert es manchmal eine Weile, bis sich eine einheitliche Benennung durchgesetzt hat. Das betrifft oft Krisengebiete und so in den vergangenen Jahren besonders geographische Bezeichnung mit arabischer Schreibung.

Dürfen Namen übersetzt werden?

Ob Eigennamen überhaupt übersetzt werden sollen oder dürfen, ist ein heikles Thema. Wie die Entscheidung ausfällt, hängt von mehreren Faktoren ab:

In Fällen eines anderen Schriftsystems ist eine Übersetzung zumindest der Aussprache gemäß sinnvoll. Schließlich wüsste in Deutschland kaum jemand etwas mit Владимир Путин anzufangen, wohingegen „Wladimir Putin“ (im Englischen und Französischen heißt er übrigens „Vladimir“) durchaus erkannt wird. In einigen Sprachen, beispielsweise im Spanischen, unterstützen auch Akzente die Aussprache („Vladímir“).

Gerade in literarischen Werken ist die Übersetzung aber – wie bereits erwähnt – umstritten. Klassisch war es häufig so, dass Eigennamen, die im Deutschen auch existierten, schlicht in die deutsche Form übersetzt wurden. Andere Übersetzer hielten es so, dass sie Namen – egal ob Personenbezeichnungen oder Straßennamen – im Original beließen, um ein authentischeres Umfeld für den Leser zu schaffen. Für unbekannte Begriffe hat ein Übersetzer auch die Möglichkeit einer Anmerkung, beispielsweise in Klammern oder als Fußnote.

Was in der Literatur möglich und teils sinnvoll ist, ist aber bei anderen Textsorten nicht immer praktisch. Handelt es sich um Firmennamen oder Institutionen, muss ein Übersetzer möglicherweise anderes agieren als bei Personennamen. Darum werden auch Eigennamen bei einer Übersetzung in der Regel berechnet: Gerade wenn Deutsch als Sprache beteiligt ist, ergibt sich durch die teils notwendige Deklination auch ein höherer Übersetzungsaufwand als es bei anderen Wortarten der Fall ist.

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