Leichte Sprachen, schwere Sprachen

Das Deutsche wird gemeinhin als schwere Sprache bezeichnet, während Englisch leicht sein soll. Diese Einschätzung beruht vor allem auf der subjektiven Einschätzung der Lernenden, die oft nur in geringem Maße vergleichen können. Aber gibt es überhaupt leichte Sprachen und schwere Sprachen?

Klar ist, dass Sprachen unterschiedlich sind. Nicht alle Sprachen funktionieren gleich oder nutzen die gleichen Mittel, um sich auszudrücken. Dazu zählen Laute und Wortbildung, aber auch der Sprachbau selbst und das Schriftsystem.

Unterschiedliche Schriftsysteme der Sprachen

Eine besondere Herausforderung beim Lernen einer Fremdsprache ist es, wenn die Sprache auch eine andere Schrift verwendet. Diese muss neben Vokabeln, Grammatik und Aussprache gelernt werden.

Schriften können als Buchstabenschrift, Silbenschrift oder Wortschrift klassifiziert werden, wobei die ersten beiden sich auf Laute beziehen, während es bei Wortschriften eher um die Bedeutung geht. Auch innerhalb der Schriften wird wiederum in Schriftklassen unterschieden – zusätzlich kann die Schreibrichtung von der bekannten abweichen. Im Deutschen nutzen wir Groß- und Kleinschreibung – die gibt es in anderen Sprachen nicht.

Je stärker sich die Schrift der zu lernenden Sprache vom gewohnten Schriftsystem unterscheidet, desto eher ist man geneigt, eine Sprache als „schwieriger“ einzustufen.

Doch auch wenn zwischen 1930 und 1991 das Moldauische mit kyrillischer Schrift geschrieben wurde, war eine mündliche Verständigung mit den benachbarten Rumänen nach wie vor möglich – denn beide Sprachen unterscheiden sich nur geringfügig. Das geht so weit, dass die Amtssprache der Republik Moldau wieder als „Rumänisch“ bezeichnet wird.

Muttersprache entscheidender Faktor

Ob eine Sprache schwierig zu lernen ist, ist darum vor allem von der Muttersprache abhängig. Bei Sprachen, die eng verwandt sind, können oft Parallelen gezogen werden, die das Lernen vereinfachen. So kommt es, dass Spanier und Italiener als Sprecher romanischer Sprachen sich oft auch verstehen, selbst wenn sie die Sprache des anderen nie gelernt haben.

Doch auch hier gibt es Überraschungen: Für Deutsche soll das Indonesische leicht zu lernen sein. Die Aussprache sei ähnlich, die Pluralbildung durch Verdopplung sehr einfach und die Sprache wird weder dekliniert noch konjugiert, verzichtet sogar auf Vergangenheit und Zukunft. Hinzu kommt, dass die indonesische Sprache lateinische Buchstaben nutzt. Auch Afrikaans soll durch die simple Grammatik für Lerner leichter sein.

Die Herausforderungen beim Lernen einer neuen Sprache sind jedoch stark vom Lerner selbst abhängig. Der eigene sprachliche und kulturelle Hintergrund kann dazu führen, dass eine Sprache eher leicht oder eher schwer zu lernen ist. Und schließlich gibt es immer den Unterschied, eine Sprache zu sprechen oder tatsächlich zu beherrschen: Englisch wird zwar gemeinhin als „einfach“ angesehen, doch um gute Texte auf Englisch zu schreiben oder eine Übersetzung anzufertigen, ist mehr Können nötig.

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