Sprache lernen per App: Funktioniert das wirklich?

Wer eine neue Sprache erlernen möchte, hat dazu mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten und muss nicht auf den Start des nächsten Volkshochschulkurses warten. Neben privatem Sprachunterricht – online oder offline – gibt es auch zahlreiche Apps uns Spiele, die beim Sprachenlernen unterstützen. In diesem Beitrag schauen wir uns einige der bekannteren Optionen genauer an, verraten Ihnen aber auch einige Geheimtipps.

Klassische Sprachlern-Apps

Auch Babbel ist in Deutschland schon lange bekannt. 13, vor allem europäische, Sprachen können Sie mit der App lernen, die von Wissenschaftlern und Sprachexperten erstellt wurde. Neben den Kurzlektionen per App, die eigenständig durchlaufen werden können, gibt es auch die Option, an Online-Unterricht teilzunehmen. Babbel ist kostenpflichtig und kann als Abo oder über das Lifetime-Modell, das nach Einmalzahlung unbegrenzten Zugang zu allen Sprachen bietet, genutzt werden. Alle Kurse nutzen Deutsch als Ausgangssprache.

Ein Klassiker beim Sprachenlernen ist Rosetta Stone. Neben der Kursfunktion finden Sie hier auch Lese- und Hörmaterial, um mehr über Sprache und Kultur zu erfahren. Für die konkrete Nutzung im Urlaub gibt es sogar ein „Phrasebook“, mit dem Sie wichtige Gesprächssituationen üben können, bevor sie eintreffen, wie eine Bestellung im Restaurant.

Sprachlehrer & Online-Sprachkurse

Vielleicht gehören Sie zu den Lernern, die durch festgelegte Lektionen einfach nicht zu motivieren sind? Einige Anbieter wie Preply setzen nicht auf Inhalt, der selbst erarbeitet wird, sondern auf echte Sprachlehrer. Je nach Zielsprache gibt es hier die Auswahl aus mehreren Tausend Lehrkräften, die Sie zuerst testen und dann buchen können. Einige von ihnen sind auch im Bereich Wirtschaftsenglisch zertifiziert oder richten sich speziell an Kinder.

Hellotalk hingegen ist eher ein Messenger und setzt dabei auf das Tandem-Prinzip: Sie chatten mit einem Muttersprachler Ihrer Zielsprache und bringen ihm gleichzeitig Deutsch bei. Neben dem Textchat können Sie auch Sprachnachrichten oder Videos versenden. Im Gegensatz zu regulären Chatprogrammen sind hier Mechanismen hinterlegt, um beispielsweise Fehler im Geschriebenen zu markieren. Das Ganze funktioniert natürlich nur, wenn man einen verlässlichen Sprachpartner findet.

Sprachlern-Spiele: Gamification

Damit die Lerner am Ball bleiben und die App möglichst häufig und lange nutzen, setzen einige Hersteller auf Gamification.

„Gamification bedeutet, Inhalte und Methoden aus Spielen in Umgebungen einzubringen, die keine Spiele sind.“

Die Vorteile der Gamification sind:

  • Kurze Inhalts-Häppchen
  • Motivation durch Punkte, Ranglisten oder Abzeichen
  • Andersartige Lernmethoden
  • Aktives Lernen statt passivem Zuhören

Bei DuoLingo ist das beispielsweise eine Art Sprachmemory oder die Nutzung von Wort-Kacheln, um die geforderten Sätze daraus zu bilden. Mit einer Rangliste und Ligen werden die Nutzer außerdem dazu motiviert, mehr Zeit ins Sprachenlernen zu investieren – und so hoffentlich auch irgendwann Geld in die App? Die Inhalte werden von Muttersprachlern erstellt und nutzen auch aktuellen Wortschatz. Wer bei der Anmeldung Deutsch als Muttersprache auswählt, kann Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch von Grund auf lernen. Wer sich in der Kurssprache Englisch sicher genug fühlt, hat noch deutlich mehr Auswahl, darunter auch künstliche Sprachen wie Klingonisch oder Hochvalyrisch. Zu den Lektionen gehören auch Hörverstehen und Sprechübungen. Wer in der kostenlosen App keine Werbung sehen möchte, kann dafür bezahlen.

Mondly arbeitet ähnlich und nutzt alltägliche Sätze, um schnell in die neue Sprache einzusteigen. Dank KI können Sie Ihre Sprachkenntnisse mit einem Chatbot trainieren, aber auch echten Muttersprachlern beim Reden zuhören und so ein Gefühl für die Sprachmelodie bekommen. 41 Sprachen stehen derzeit zur Verfügung.

Doch an der Gamification gibt es auch Kritik: Häufig kann hier weniger strukturiert gelernt werden als in traditionell aufgebauten Apps. Grammatik soll eher intuitiv vermittelt werden, es gibt keine Erklärungen oder Anleitungen – es wird einfach losgelegt.

Sprachpraxis mit Google

Auch wenn Google (noch) keine Sprachkurse per App anbietet, gibt es in einigen Ländern über die Suchfunktion die Möglichkeit, die Sprachpraxis zu verbessern: In Argentinien, Kolumbien, Venezuela, Mexiko und Indien (für Hindi) können Nutzer, die nach einer Übersetzung ins Englische suchen, auf sie zugeschnittene Kurzlektionen absolvieren. Dazu gehört, bestimmte Vokabeln zu üben, aber auch Sprechübungen sind möglich. Das neuartige Tool Deep Aligner prüft die Antworten der User dann nicht nur auf sprachliche Korrektheit, sondern auch darauf, ob der Sinn zur gestellten Frage passte. Bei Erfolg soll das Modell auch in weiteren Ländern ausgerollt werden.

Fazit zum Sprachlernen per App

Viele der Sprachlern-Apps, die wir in diesem Artikel vorgestellt haben, sind schon sehr lange am Markt erfolgreich. Die meisten von ihnen sind kostenpflichtig, andere finanzieren sich über Werbung. Die Ansätze sind teils sehr unterschiedlich, sodass verschiedene Zielgruppen angesprochen werden. Auch abhängig davon, wie viel Zeit Sie in der Woche investieren möchten und welche Art von Übungen Ihnen liegt, können Sie die passende App auswählen. Definitiv ist es möglich, eine Sprache von Grund auf nur per App zu erlernen, allerdings kann das mitunter sehr lange dauern. Eine App ist aber ein hervorragender Helfer, um die Zeit zwischen zwei Sprachkursen zu überbrücken oder das vorhandene Wissen wieder aufzufrischen, bevor es in den nächsten Urlaub geht.

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