Mangas übersetzen: Schwierigkeiten und Chancen

Mangas sind japanische Comics, die in Buch- oder Heftform erscheinen. Werden diese mit den typischen Stilelementen als Bewegtbild umgesetzt, heißt das „Anime“. Charakteristisch für Mangas ist, dass sie – oft auch lange – Geschichten in Bildform erzählen. Sie können als Serie erscheinen, aber auch eine in sich abgeschlossene Geschichte enthalten. Stilistisch erwarten den Leser häufig Figuren mit großen Augen, dabei sind inhaltlich aber nahezu alle literarischen Genres abgedeckt: von klassischen Themen bis über Action und Romantik ist eigentlich alles dabei. Mangas gibt es für alle Altersgruppen und stilistisch ähnliche Darstellungen werden sogar für Handbücher genutzt. Überraschend für deutsche Leser: Nach Übersetzungen aus dem Englischen machten Bücher, die aus dem Japanischen übersetzt wurden, im Jahr 2023 Platz 2 unter den Neuerscheinungen in Deutschland aus (Quelle: Börsenverein des deutschen Buchhandels). Welche aktuellen Tendenzen sich beobachten lassen, zeigen wir Ihnen in diesem Beitrag.

Herausforderungen beim Mangaübersetzen

Besonders ungewohnt für westliche Leser ist die Leserichtung, denn Mangas werden von rechts oben nach links unten gelesen. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass die Bücher – für unser Verständnis – von hinten nach vorne gelesen werden, man also nach links umblättert. Mittlerweile werden Mangas häufig auch so übersetzt, während noch vor einigen Jahren häufig ein Umdruck in westliche Leserichtung stattfand.

Mangaübersetzer haben es auch oft mit einem „Platzproblem“ zu tun, einer typischen Schwierigkeit beim Übersetzen zwischen unterschiedlichen Schriftsystemen. Im Japanischen gibt es verschiedene Schriftzeichen, wobei die bedeutungstragenden „Kanji“ hierzulande am bekanntesten sind. Sie werden durch die Silbenzeichen „Hiragana“ und „Katakana“ ergänzt. Sogar unser Alphabet kommt teilweise zum Einsatz, um Stellen besonders zu betonen. Japanischübersetzer schätzen, dass ihre Übersetzung ins Deutsche etwa 3,5 Mal länger ist als das japanische Original (Quelle: ProZ).

Wie kann man Mangaübersetzer werden?

Mangaübersetzer müssen keine Literaturwissenschaftler sein oder Japanologie studiert haben – auch wenn beides helfen kann. Wichtig sind vor allem Sprach- und Kulturkenntnisse, die einige Japanisch-Deutsch-Übersetzer sich auch im Selbststudium angeeignet haben.

Viele Mangas befassen sich mit gesellschaftlichen und politischen Themen, sodass Mangaübersetzer hier über die entsprechenden Hintergründe informiert sein müssen. Ein Japanologie-Studium bietet daher gute Grundlagen für derartige kulturelle Aspekte.

Sehr gute Japanischkenntnisse bilden aber nur einen Teil des Übersetzerberufs ab: Auch die deutsche Sprache müssen Übersetzer einwandfrei beherrschen und sich im jeweiligen Kontext für eine Übersetzung entscheiden können, die sowohl inhaltlich treffend ist als auch gut klingt. Gerade bei Mangaübersetzungen ist auch die Nutzung aktueller Jugendsprache immens wichtig (vgl. TraLaLit).

KI bei Mangaübersetzung nutzen?

Wenn eine beliebte Reihe fortgesetzt wird, wünschen Fans sich so schnell wie möglich eine Übersetzung davon. Immer spannender wird daher auch die Nutzung von KI, besonders von Mantra, einem Programm, das seit 2018 auf Mangaübersetzung spezialisiert ist.

Mantra funktioniert folgendermaßen:

  1. Sprechblasen werden automatisch erkannt und gescannt.
  2. Texte werden extrahiert und im Kontext übersetzt.
  3. Übersetzung wird in die Sprechblasen eingefügt.

Was zunächst als Experiment begann, hat in den vergangenen Jahren an Popularität gewonnen und Ende 2023 mit der offiziellen Übersetzung des nächsten, lang erwarteten, Teils von „The Ancient Magus’ Bride“ von Kore Yamazaki ins Englische international für Schlagzeilen gesorgt. So konnte eine englische Version zeitgleich mit dem japanischen Original veröffentlicht werden.

Unter Fans und Übersetzern hat das zu Diskussionen geführt.

Manga-Proofreading: Gefahr oder Chance?

Die von der KI generierte Sprachversion wird nicht direkt veröffentlich, sondern zunächst von einem menschlichen Übersetzer überprüft. Durch das Proofreading oder Post-Editing gewinnt die maschinelle Übersetzung an Qualität. Manche Übersetzer fürchten jedoch, dass diese Nacharbeit aufgrund mangelnder Ausgangsqualität sowohl schwieriger als deine direkte Übersetzung als auch schlechter bezahlt ist.

Maschinell erstellte Übersetzungen haben in der Manga-Szene ohnehin keinen besonders guten Ruf: Da eine offizielle Übersetzung oft lange dauert, behalfen sich Fans teilweise mit inoffiziellen maschinengenerierten Übersetzungen, die oft fehlerhaft waren und das Verständnis eher noch erschwerten als erleichterten.

Gleichzeitig bietet Mantra aber einen wichtigen Vorteil, nämlich die schnelle Verfügbarkeit einer gut übersetzten Version. Das ermöglicht es auch den Verlagen, international bessere Verkaufszahlen zu generieren, was sich wiederum positiv auf die gesamte Manga-Kultur auswirken kann. Denn tatsächlich haben schnelle, inoffizielle Übersetzungen in der Vergangenheit offenbar dazu geführt, dass die offiziellen Übersetzungen, die oft deutlich später veröffentlicht wurden, sich schlechter verkauft haben (Quelle: Magus Bride/X). Typischerweise dauert es bis zum Erscheinen in Deutschland 6-9 Monate (vgl. TraLaLit)– eine Zeitspanne, die Fans gerne für eigene Übersetzungen nutzen.

Wie gut sind Maschinenübersetzungen?

Neuronale maschinelle Übersetzungen (NMT) sind in den letzten Jahren zum Branchenstandard geworden und liefern sehr gute Ergebnisse. Trotzdem empfehlen wir Ihnen immer, ein Post-Editing hinzuzubuchen, wenn Sie den maschinell übersetzten Text veröffentlichen möchten. Genauso geschieht es letztlich auch bei der Mangaübersetzung durch Mantra.

Überprüft ein professioneller, menschlicher Übersetzer die von der KI generierte Version, können Nuancen entdeckt oder Fehler ausgebessert werden. Wie leicht oder schwer die Arbeit für den Übersetzer ist, hängt dabei maßgeblich von der Qualität der generierten Übersetzung ab.

Zumindest zu „The Ancient Magus’ Bride“ scheint das Fazit zu lauten: Die englische Version ist gut verständlich, macht aber einige Dinge anders, als frühere Humanübersetzungen (Quelle: nichegamer).

Aus der englischen Sprachversion sollen in Zukunft auch deutsch- oder französischsprachige Manga-Übersetzungen entstehen können. Hier braucht es vermutlich erneut einen menschlichen Übersetzer, um Inhalt und Stil zu überprüfen.

Wenn Sie eine Übersetzung aus dem Japanischen ins Deutsche oder vom Deutschen ins Japanische beauftragen möchten, sind wir von LEGINDA Ihr Ansprechpartner. Auch für alle Dokumente abseits von Mangas bieten wir Ihnen gute Konditionen. Sprechen Sie uns gerne an, um die beste Lösung für Ihr Projekt zu finden – oder nutzen Sie direkt unser Online-Portal für Ihren ersten Auftrag!

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