Übertitel für Oper & Theater übersetzen

Was sind  Übertitel & wann werden sie eingesetzt?

Theaterbesucher kennen sie: Übertitel. Dabei handelt es sich um textliche Einblendungen über der Bühne oder am Rand, die zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden:

  • Bei Musicals oder Opern zum Mitlesen des gesungenen Textes
  • Bei fremdsprachigen Stücken zur Übersetzung der gesprochenen Inhalte
  • Zur Übersetzung der Inhalte für ein fremdsprachiges Publikum
  • Als Möglichkeit zur Teilhabe für Publikum mit Hörschädigung

Hier wird schnell deutlich, dass nicht in allen Fällen eine Übersetzung erforderlich ist, denn wenn sowohl das Stück als auch das Publikum dieselbe Sprache sprechen, geht es vor allem darum, die Texte nachvollziehen zu können. Bei Opern beispielsweise ergibt sich diese Schwierigkeit durch die verschiedenen Gesangsstimmen, die für Ungeübte schwer zu verstehen sind. Mit Übertiteln können die Zuschauer den Inhalt des Stücks besser verfolgen.

In anderen Fällen, wie bei Shows für ein fremdsprachiges Publikum oder bei Musicals in Fremdsprachen, unterstützen oder ermöglichen übersetzte Übertitel erst das Verständnis für die Handlung auf der Bühne.

Konkret unterscheidet man auch in open captions und close captions: Open captions sind offene Übertitel, die für das gesamte Publikum beispielsweise über einen Bildschirm zugänglich sind. Die close captions hingegen werden auf einem Tablet, Bildschirmen auf dem Vordersitz („Met Titles“) oder sogar via AR-Brillen nur einem bestimmten Teil des Publikums bzw. „persönlich“ ausgespielt.

Ansprüche an Übertitel

Übertitel werden parallel zur Aufführung textlich eingeblendet. Sie müssen eine gewisse Schriftgröße vorweisen und – ähnlich wie Untertitel – für eine bestimmte Zeit auf dem Bildschirm verweilen, um gelesen werden zu können.

Das bedeutet, dass nicht in allen Fällen die gesamten Dialoge erfasst werden können. Gleichzeitig müssen Übertitel aber auch so gestaltet sein, dass sie das Bühnengeschehen nicht beeinflussen oder zu sehr davon ablenken. Mimik und Gestik der Schauspieler müssen erfasst werden können und tragen natürlich maßgeblich zum Erlebnis des Stücks bei. Da es sich nicht um einen Film, sondern eine Live-Vorstellung handelt, müssen Übertitler und diejenigen, die sie einblenden und betreuen, mit den Herausforderungen des echten Lebens umgehen.

Bühnengeschehen und Übertitel bilden so letztlich keine voneinander getrennten Dinge, sondern eine Einheit, die stimmig wirken muss.

Übertitel erstellen: So funktioniert es

Für das Erstellen von Übertiteln sind spezielle Mitarbeiter zuständig. Die Grundlage dafür bildet meist eine Aufzeichnung der Aufführung, weil davon ausgehend die Übertitelmatrix erstellt wird. Sie bestimmt den Rhythmus, in dem die Übertitel später eingeblendet werden.

Im nächsten Schritt erfolgt dann die Übersetzung oder Zusammenfassung des Geschehens und während der Aufführung können die Übertitel dann eingeblendet werden. Das funktioniert nicht völlig automatisiert, denn bei technischen Schwierigkeiten oder Improvisation sind eine schnelle Reaktion und eine gewisse Flexibilität erforderlich, um auf das tatsächliche Schauspiel eingehen zu können.

Wichtige Faktoren für die Erstellung der Übertitelmatrix sind:

  • Sprechgeschwindigkeit der Darsteller
  • Abgeschlossene Sinneinheiten erstellen
  • Stil passend zum Bühnengeschehen

Übertitel übersetzen

Wer Übertitel übersetzen lassen will, sollte dafür einen Spezialisten beauftragen. Denn selbst wenn es sich bereits um ein fremdsprachiges Werk handelt, für das die Schauspieler mit einer Übersetzung arbeiten, ist das nicht immer ideal für die Übertitel dieses Stücks. Schließlich kommt es auch hier auf die tatsächliche Inszenierung und deren Besonderheiten an.

Es gibt aber einige Stücke oder Passagen, die so bekannt sind, dass sie auch bei der Übersetzung beachtet werden und nicht gekürzt oder paraphrasiert werden sollten – man denke nur an „Hamlet“ oder Musicals wie „Der König der Löwen“. Der Übersetzer der Übertitel muss hier also nicht nur sprachliches Geschick mitbringen, sondern sollte auch thematisch bewandert sein, um keinen Bruch zwischen Übertiteln und Schauspiel zu kreieren.

Maschinelle Übersetzung für Übertitel: Sinnvoll oder nicht?

Moderne Technologien unterstützen auch Übersetzungsprozesse. Das betrifft sowohl die Arbeit menschlicher Übersetzer, z. B. durch CAT-Tools als auch die „automatische“ Erstellung von Übersetzungen durch Computer. Mit der neuronalen maschinellen Übersetzung (auch NMÜ oder NMT abgekürzt) wurde das Niveau von Übersetzungstools noch einmal angehoben und die Ergebnisse sind in vielen Fällen sehr gut nutzbar. Gerade bei gängigen Sprachkombinationen fühlen sich manche Auftraggeber versucht, die maschinelle Übersetzung auch für Veröffentlichungen zu nutzen. Das empfehlen wir aber grundsätzlich nicht, denn:

Bei Theaterstücken, Opern, Musicals oder anderen Inszenierungen handelt es sich um Kunst. Die Sprache ist oft literarisch oder Sätze sind nicht abgeschlossen. Übertitel sind idealerweise so konzipiert, dass sie nicht vom Stück ablenken, doch NMT macht noch immer Fehler. Das können „originelle“ Satzstrukturen sein, zu lange Sätze – pro Folie der Übertitel werden oft rund 100 Zeichen empfohlen – oder unstimmige Übersetzungen. Wird das Publikum dann von den Übertiteln abgelenkt, hat das auch Einfluss auf die Darsteller und kann eine Aufführung ruinieren. Besser ist es also, einen Humanübersetzer mit der Übersetzung und Kürzung der Übertitel zu betrauen und so ein professionelles Ergebnis zu erhalten, das gut nutzbar ist.

Wenn Sie vor dieser Herausforderung stehen und Ihr Stück oder Ihre Inszenierung übertiteln lassen möchten, sprechen Sie uns gerne an!

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