Hach, Weihnachten … Wir denken an Weihnachtsmärkte, Glühwein, Schnee und … Sonne, Strand und Sonnenschein? Moment mal: Wer nicht gerade einen Winterurlaub in der Karibik gebucht hat, denkt wohl eher an Dunkelheit und Kälte. Das liegt aber an unserer kulturellen Prägung – denn auf der Südhalbkugel der Erde ist Weihnachten im Sommer. Wie sich Jahreszeiten und deren Unterschiede auch auf Übersetzungen auswirken können, zeigen wir Ihnen hier.
Nord- und Südhalbkugel und ihre Jahreszeiten
Während es bei uns im Sommer tendenziell eher warm und im Winter kalt ist, ist es auf der Südhalbkugel der Erde genau umgekehrt. Während unseres Nordwinters ist auf der Südhalbkugel Sommer (und andersherum). Entscheidend für den „Wechsel“ sind die Sommer- und die Wintersonnenwende (nach unseren Jahreszeiten auf der Nordhalbkugel benannt).
Wir verbinden den Sommer mit langen Tagen und viel Sonne: Je weiter nördlich man reist, desto länger werden die Tage, sodass es sogar oberhalb des nördlichen Polarkreises zur Mitternachtssonne kommt. Gleiches gilt auch für den südlichen Polarkreis auf der Südhalbkugel im dortigen Sommer.
Winter für „Winterlose“
Im Winter hingegen kann es sehr kalt werden: Minusgrade und Schnee sind dabei typisch für Winterdarstellungen, auch in Filmen und Literatur. Das ist für uns in Deutschland normal – auch wenn natürlich kein Winter dem anderen gleicht und es mal eher warm bleibt und vielleicht auch einmal gar kein Schnee fällt.
Es gibt aber zahlreiche Menschen auf der Welt, die aufgrund ihres Wohnortes gar keinen Schnee kennen. Das betrifft beispielsweise die Region rund um den Äquator, aber auch einige weitere Inseln und Inselgruppen. Hier müssen Übersetzer überlegen, wie sie dieses Wetterphänomen be- oder umschreiben, sodass es verständlich wird, gleichzeitig aber auch das Original nicht verfälscht wird.
Regen: Eine eigene Jahreszeit
Genauso kennen wir in Deutschland zwar den Begriff „Regenzeit“ (das Englische „rainy season“ weist auf die Einordnung als Jahreszeit hin), setzen es aber häufig schlicht mit Dauerregen gleich. An den Küsten von tropischen und subtropischen Regionen ändert sich die Temperatur über das Jahr nicht so drastisch wie bei uns – aber das vorherrschende Wetter. Hier spricht man statt von Frühling, Sommer, Herbst und Winter eher von Trockenzeit und Regenzeit (sowie Übergangszeiten). Oft unterscheiden sich diese auch innerhalb einzelner Länder stark: Die einzelnen Regionen oder Inseln (z. B. in Indonesien) können ganz eigene Jahreszeiten haben.
Regenzeit bedeutet aber nur, dass in diesem Teil des Jahres statistisch gesehen der meiste Regen fällt – es kann trotzdem sonnige Phasen oder Tage geben. In Russland beispielsweise heißt die Regenzeit (in unserem Frühjahr und Herbst) „Rasputiza“. Sie ist durch die Schneeschmelze bedingt und bringt oft Schlamm mit sich.
In Indien wird zusätzlich zwischen Winter- und Sommermonsunzeit unterschieden. Monsun – ein weiterer Begriff, den wir zwar theoretisch verstehen, aber praktisch in Deutschland dennoch nicht erleben. Beim Übersetzen kann hier also Erklärungsbedarf entstehen.
Bedeutung der Jahreszeiten für Übersetzer
Nun – wenn die Jahreszeiten gegensätzlich sind, lässt sich das bei Bedarf schnell erklären, eventuell mit einer Anmerkung in Klammern oder einer Fußnote. Jahreszeiten, die es im Zielland nicht gibt, können ausführlicher beschrieben werden. Typischerweise hängt aber nicht nur das Wetter mit den Jahreszeiten zusammen, sondern auch das Begehen bestimmter Feiertage (wie eben Weihnachten), die Länge von Ferien (z. B. historisch gesehen „Ernteferien“ im Sommer) oder Reisegewohnheiten hängen davon ab.
Je nachdem, an welches Publikum sich ein Text richtet, sind hier mehr oder weniger Erklärungen vonnöten. Inwiefern kann man beispielsweise heute voraussetzen, dass junge Erwachsene den amerikanischen Begriff „spring break“ kennen und einordnen können? Müssen damit einhergehende Traditionen in einem Roman ausdrücklich erklärt werden oder reicht es, wenn der Übersetzer das gewünschte Gefühl transportiert, das wir vielleicht eher mit einem Mallorca-Trip vergleichen würden?
In wissenschaftlichen Texten sind hingegen klare Begriffe gefragt: In der Biologie, der Landwirtschaft oder im Garten- und Landschaftsbau unterscheidet man in zehn phänologische Jahreszeiten, um beispielsweise das Ausführen bestimmter Tätigkeiten festzulegen. Was in Mitteleuropa Standard ist, muss für andere Regionen der Welt nicht gelten. Bei der Übersetzung von Vorträgen oder Präsentationen ist es also ebenfalls wichtig, das Zielpublikum zu kennen und Fakten gut einordnen zu können.
Übersetzung vom Profi beauftragen
Auch wenn die KI uns mittlerweile viele Arbeiten abnimmt, müssen derartige Aufgaben von menschlichen Profis erledigt werden. Sie kennen nicht nur den Ausgangstext, sondern können auch kulturelle Besonderheiten im Zielland richtig einordnen. Sie wissen dann auch, dass wenn von der „fünften Jahreszeit“ die Rede ist, kein meteorologisches Phänomen gemeint ist, sondern schlicht der Karneval.
Sprechen Sie uns gerne an, um die optimale Übersetzungsart für Ihr Projekt zu finden! Alternativ können Sie Ihren Auftrag gern direkt über unser Online-Portal aufgeben. Wir freuen uns auf Sie!