Eng verwandte Sprachen übersetzen

Übersetzer und Dolmetscher kommen immer dann zum Einsatz, wenn Sprach- und Kulturmittlung gefragt sind. Laien denken häufig, dass Sprachen, die eng miteinander verwandt sind, auch einfacher zu übersetzen sind – schließlich seien viele Begriffe ohnehin ähnlich oder sogar gleich. Wenn dann auch noch signifikante Übereinstimmungen in der Grammatik existieren … ach, da braucht man doch gar keinen Übersetzer mehr, oder? Lesen Sie, was es zu beachten gibt, wenn man eng verwandte Sprachen übersetzen möchte.

Verständnis auch ohne Übersetzer möglich?

Wer seinen Urlaub in den Niederlanden verbringt – egal ob in Amsterdam oder an der Küste, der kann sich oft gut verständigen. Das liegt zum einen daran, dass sich die deutsche und die niederländische Sprache sehr ähnlich sind, zum anderen aber auch schlicht daran, dass viele Niederländer (zumindest ein bisschen) Deutsch sprechen.

Was aber im Urlaub reicht, um vielleicht ein Zimmer zu reservieren oder ein Abendessen zu bestellen, sollte im Berufsleben jedoch nicht genutzt werden. Für geschäftliche Anfragen oder die Eröffnungsrede auf einer Konferenz reicht die Verständigung in der Regel nicht aus. Hier sollte eine Übersetzung angefertigt oder ein Dolmetscher angefragt werden.

Eng verwandte Sprachen übersetzen: Wie misst man eine Sprachverwandtschaft?

Wie leicht oder wie schwer wir eine Sprache verstehen oder lernen können, hängt vom Grad der Verwandtschaft ab. Das Deutsche gehört zur großen indogermanischen Sprachfamilie und somit enger mit dem Griechischen verwandt als mit dem Chinesischen, das zu den sinotibetischen Sprachen gehört. Die indogermanischen (auch: indoeuropäischen) Sprachen sind aber stark verzweigt, sodass für eine wirklich nahe Verwandtschaft mit dem Deutschen die germanischen oder sogar nur die westgermanischen Sprachen herangezogen werden sollten.

Zu den westgermanischen Sprachen gehören:

Dazu kommen weitere Varietäten, die nicht immer als eigenständige Sprache angesehen werden.

Falsche Freunde

Wer weiß, wie die Zielsprache klingt, kann häufig unbekannte Begriffe durch Wortschöpfungsstrategien ableiten. So wird das „pf“ im Deutschen bei niederländischen Wörtern oft zu „p“: „der Apfel“ wird zu „de appel“. Schön einfach.

Problematisch sind aber bei vermeintlich ähnlichen Sprachen die „falschen Freunde“: Wörter, die auf den ersten Blick identisch wirken, aber eine andere Bedeutung haben. Manche entstehen durch die „Tricks“ der Übertragbarkeit, andere werden eingesetzt, weil schlicht das richtige Wort fehlt.

Findet man etwas „doof“ und will das seinem niederländischen Gesprächspartner mitteilen, sollte man sich nämlich genau informieren: Dieser wird denken, es geht um Taubheit: „taub“ heißt auf Niederländisch nämlich „doof“. Ist etwas blöd, ist es beispielsweise „lullig“.

Auch hier gilt also: In der Freizeit können solche Situationen lustig sein, im Beruf aber den Abschluss kosten.

Warum nicht „Holländisch“?

Die Niederlande sind für uns Deutsche ein eher abstrakter und hochtrabender Begriff – Holland, das kennen wir. Und natürlich sprechen die Leute Holländisch. Holland ist aber, streng genommen, nur eine Region in den Niederlanden. Holland ist also ungenau und umgangssprachlich und kann sogar als Beleidigung aufgefasst werden, wenn der Gesprächspartner nicht aus den Provinzen Noord-Holland oder Zuid-Holland kommt. Wer übersetzt, der übersetzt ins Niederländische.

Niederländisch spricht man übrigens nicht nur in den Niederlanden, sondern ist auch Amtssprache in den karibischen Ländern Aruba, Curaçao und Sint Maarten sowie in Belgien. In Belgien nennt man die niederländische Varietät oft „Flämisch“. Und auch hier gilt wieder: Zum Niederländischen aus den Niederlanden gibt es einige Unterschiede – ähnlich wie bei Hochdeutsch und Österreichisch.

Zielsprache bei Auftragsvergabe nennen

Wer also eine Übersetzung ins Niederländische in Auftrag geben möchte, sollte einen Übersetzer suchen, der ins „richtige“ Niederländisch übersetzen kann und bei der Auftragsvergabe mitteilen, ob der Text für den niederländischen oder belgischen Markt gedacht ist.

Es kann sogar sinnvoll sein, einen deutschen Text durch einen Profi übersetzen zu lassen, wenn er für den Gebrauch in Österreich oder der Schweiz gedacht ist. Das betrifft möglicherweise keine Handbücher oder Bedienungsanleitungen (sofern keine Begriffe vorkommen, die sich signifikant unterscheiden), aber besonders bei Dokumenten aus dem Marketingbereich oder auch für Social Media klingt ein übersetzter Text authentischer. Das ist übrigens gar nicht so teuer: Kalkulieren Sie’s doch einmal!

Also dann: Tot de volgende keer! („Bis zum nächsten Mal“ auf Niederländisch – da ist eine Übersetzung hilfreich, oder?)

Quellen:

Alexandra Kleijn: „Was sind falsche Freunde und wieso gibt es sie besonders häufig im Deutschen und Niederländischen?“ unter https://www.buurtaal.de/blog/falsche-freunde

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