So prägt Corona unsere Sprache

Corona: Das Virus und die Krankheit COVID-19 sind auf dem besten Weg zum Wort des Jahres. Kaum ein anderer Begriff hat das noch junge Jahr 2020 besser im Griff. Auf Twitter trenden Hashtags wie #Maskenpflicht, #Soforthilfe oder #Kurzarbeitergeld, aber auch eher zynische wie #Laschetfordert. Die „Fridays for Future“-Demonstrationen finden nun online unter #NetzstreikFürsKlima statt. Denn die Situation ist politisch. Und einige Menschen haben gerade mehr Zeit, weil sie ihre gewohnten Freizeitaktivitäten nicht ausüben können oder verlagern diese ins Internet. Doch nicht nur unsere Freizeit wird durch das Virus verändert: So prägt Corona unsere Sprache.

Wer in den letzten Wochen außerplanmäßig im Homeoffice arbeiten konnte (und musste), hat teils schnell gemerkt, welche Herausforderung das sein kann. Insbesondere dann, wenn Kinder beschult und nebenbei noch Essen vorbereitet werden musste. Dazu kamen in manchen Fällen mehr Telefonkonferenzen als reguläre Arbeit – und Anrufe von der gesamten Verwandtschaft, denn im Homeoffice wäre man ja nun zu Hause und hätte Zeit für einen Plausch.

So prägt Corona unsere Sprache

Wir lernen neue Begriffe

In Deutschland sind viele der „neuen“ Corona-Wörter englischen Ursprungs und so manchmal schwer zu verstehen. Diese Entlehnungen aus anderen Sprachen gibt und gab es schon immer, egal ob Embargo (spanisch) oder Ghetto (italienisch): Einige Wörter machen die Runde.

„Homeoffice“ ist nur einer der Begriffe, der nun der breiten Masse bekannt ist.  Dort ist, wer zu Hause ist, während er arbeitet. Er ist eben nicht im Office (Büro), sondern im Heimbüro, dem Homeoffice. Interessant dabei ist, dass es sich dabei um eine Wortneuschöpfung handelt, denn weder Engländer noch Amerikaner kennen und nutzen „Homeoffice“, sie arbeiten beispielsweise „from home“, also von zu Hause aus oder „remotely“ (aus der Ferne).

Zu beachten ist auch die Schreibweise: Wer in Heimarbeit ist, schreibt Homeoffice zusammen. Das „Home-Office“ oder „Home office“ wäre das Büro, in dem man sitzt. In Großbritannien würde man damit Anerkennung ernten: Das „Home Office“ ist nämlich das Innenministerium.

Ach ja: „Homeschooling“, etwas, das viele Eltern nun (oft schmerzlich) kennenlernen, gibt es im Englischen aber durchaus.

Wir machen dicht

Beliebt sind und waren in der Presse auch andere Begriffe, die wir vorher – zum Glück – weder gekannt noch genutzt haben: Der Lockdown kommt! Der Shutdown ist da!

Aber woher kommen „Lockdown“ und „Shutdown“ eigentlich und was bedeuten sie konkret?

Shutdown kommt eigentlich aus der Informatik, hier wird etwas heruntergefahren, beispielsweise der Computer. In den USA gibt es aber auch den „Government Shutdown“, wenn Verwaltungsstellen und Bundesbehörden ihre Arbeit weitgehend herunterfahren, also einstellen. Der Staat funktioniert dann nur noch auf Sparflamme. Grund dafür ist Uneinigkeit über Haushaltsmittel und eine fehlende rechtzeitige Einigung.

Der Lockdown ist eine Ausgangssperre. Diese gilt beispielsweise in Spanien weitestgehend, hier waren lange nur nötige Einkäufe oder Wege zur Arbeit erlaubt. Teils gab es auch Polizeikontrollen, bei denen Einkäufe oder Kassenbons vorgelegt werden mussten, um Strafen zu entgehen. Spaziergänge sind erst langsam wieder möglich und auch deutlich eingeschränkter als in großen Teilen Deutschlands.

Bei uns gibt es Beschränkungen, aber von einem „Lockdown“ zu sprechen, ist zu viel. Schließlich haben auch während der starken Begrenzungen viele Betriebe weiterhin gearbeitet, eine Ausgangssperre gab es nicht. Die Kontaktsperre und die Schließung vieler Einrichtungen könnte man aber als teilweisen „Shutdown“ bezeichnen.

Was sagen andere?

Sickern fremde Begriffe ein, müssen sie erst eine Bedeutung erhalten. So werden hier „Lockdown“ und „Shutdown“ teilweise synonym verwendet, eine richtige eigenständige Bedeutung haben sie noch nicht. Das macht das Verständnis besonders für die Personen schwierig, die keine englischen Sprachkenntnisse vorweisen können.

In Spanien scheint man auf die Anglizismen weitgehend zu verzichten. Hier liest man in den Zeitungen eher von „confinamiento“, eine Begrenzung oder Beschränkung. Auch in Frankreich gibt es das „confinement“, von englischen Begriffen nehmen Franzosen ohnehin lieber Abstand.

Italiener stehen fremden Begriffen während der Coronakrise durchaus aufgeschlossen gegenüber: In den Zeitungen liest man vom „lockdown“, der Begriff ist durchaus gebräuchlich. Unsere „Kontaktsperre“ findet sich als „distanziamento“ wieder – man solle Distanz halten. Das „Social Distancing“, das auch bei uns oft so genannt wird, gibt es im Englischen übrigens.

Wir fragen Profis

Das „Homeoffice“ war schon immer ein eher beliebter Fehler im Business English, dem sich viele Geschäftsleute vermutlich nicht bewusst waren. Daneben gibt es zahlreiche weitere Stolperfallen. Die aktuelle Situation können Firmen beispielsweise auch dazu nutzen, Sprachkurse zu planen. Viele Dozenten bieten auch Telekurse an – „remote“ also, aus der Ferne.

In diesen Sinne: #stayhome und #beprepared, bleiben Sie gesund!

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